Anlässlich des kürzlich vergangenen Weltfrauentags stellte meine Tochter eine einfache Frage: "Wofür ist dieser Tag eigentlich da?" Doch die Antwort darauf fiel mir schwer, denn im Deutschland des Jahres 2024 sind Frauen immer noch mit einer Reihe von Benachteiligungen konfrontiert. Dabei geht es nicht um den Mangel an Rechten, sondern darum, dass die immense Mehrarbeit, die Frauen leisten, oft nicht angemessen anerkannt wird.
Dazu gibt es in unserem Land mehr als 2,76 Millionen alleinerziehende Mütter, von denen 71 % berufstätig sind, wobei 46 % von ihnen Vollzeit arbeiten. Doch wie sieht das in der Realität aus?
Das eigentliche Problem, das ich ansprechen möchte, betrifft einerseits die unbezahlten Stunden, die mit der "Care-Arbeit" einhergehen, und andererseits den Balanceakt, den Alleinerziehende tagtäglich bewältigen müssen. "Care-Arbeit" bezieht sich auf unbezahlte Tätigkeiten, die darauf abzielen, die Bedürfnisse anderer zu erfüllen und ihr Wohlbefinden zu gewährleisten. Dazu gehören Aufgaben wie die Betreuung von Kindern, die Pflege von älteren oder kranken Familienmitgliedern, die Hausarbeit und die emotionale Unterstützung von Angehörigen. Oft wird diese Art der Arbeit von Frauen übernommen und ist ein wesentlicher Beitrag zum Funktionieren von Familien und Gesellschaften.
Die Wahrheit ist ebenfalls, dass Vollzeit berufstätige Mütter in Deutschland oft bis mindestens 17 oder 18 Uhr arbeiten und dann vor der Herausforderung stehen, eine Betreuung für ihre Kinder zu organisieren, da Kitas oft bereits um 16 Uhr schließen und die Schule mit anschließendem Hort bis maximal 18 Uhr geht. Und das alles, während man versucht, finanziell über die Runden zu kommen, gesund zu bleiben und sich auch noch um den Haushalt und Kinder zu kümmern. Ich habe selbst ein Jahr lang in einem Angestelltenverhältnis gearbeitet und musste täglich auf die Hilfe meiner Mutter zurückgreifen, die mit 66 Jahren immer noch arbeitet – denn von der Rente kann man hierzulande kaum leben. Ich erwähne mal gar nicht, wie müde man ist nach 8 Stunden Büro ist und wieviel Energie man tatsächlich dann noch hat sich um sein Kind(er) zu kümmern...
Was mich besonders ärgert, ist die Tatsache, dass Mütter trotz ähnlicher Arbeitsbelastung wie Männer weniger Anerkennung erhalten und finanziell nicht genug entlastet werden. Manchmal ist es als selbständige Unternehmerin etwas einfacher sich zu organisieren, aber auch dann muss man noch zahlreiche Herausforderungen bewältigen.
Dr. Sara Al Madani, eine erfolgreiche Unternehmerin ansässig in Dubai, erzählte kürzlich in einem Podcast-Interview von ihren Erfahrungen als alleinerziehende Mutter. Sie nahm ihren Sohn überall mit hin, selbst zu Geschäftstreffen – und bekam dafür viel Gegenwind, vor allem von anderen Frauen, mit dem Kommentar, sie sei eine schlechte Mutter, weil sie nicht mit ihrem Sohn zuhause ist. Doch sie wollte ihrem Sohn ein gutes Leben ermöglichen und fand dies sei der richtige Weg. Ihr heutiger Erfolg als neunfache Unternehmensinhaberin spricht für sich.
Betrachtet man die Situation in Deutschland, so halte ich das System für extrem veraltet. Es ist höchste Zeit, dass die immense Leistung, die Frauen jeden Tag erbringen, angemessen anerkannt wird. Viele Frauen leiden still vor sich hin, während sie versuchen, Beruf, Familie und Haushalt alleine zu managen. Doch die Natur hat nicht vorgesehen, dass Frauen alles alleine bewältigen müssen. Die ganze Familie sollte mithelfen – so war es zumindest früher. Es gibt so viele veraltete Strukturen, die es Frauen schwer machen, sich für Kinder zu entscheiden, obwohl das Muttersein eine unglaublich bereichernde Erfahrung sein kann, wenn man nur die nötige Sicherheit hat.
Als alleinerziehende Mutter und Unternehmerin weiß ich aus eigener Erfahrung, dass das Leben alles andere als ideal ist. Doch ich habe gelernt, für Ausgleich zu sorgen – sei es durch Tagebuchschreiben, Meditation, Spaziergänge, Sport oder andere Dinge, die mir guttun. Die Balance zwischen Mutterschaft und Beruf zu finden, ist eine Herausforderung, aber ich arbeite jeden Tag daran. Ich hoffe nur, dass sich eines Tages auch die Politik endlich für die tatsächlichen Bedürfnisse und Leistungen von Frauen interessiert, denn ohne Frauen und dessen täglich Mehrarbeit würde das gesamte System zusammenbrechen.
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